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Vorgestellt: Die Arbeit als Schulhelfer*in

21.04.2020

Ein Bericht von Katinka, Julie Burchardi und Lydia Blechschmidt.

Die Brüder Grimm Grundschule in Berlin-Wedding ist eine ist mittelgroße Schule. Sie wird von circa 380 Schüler*innen besucht und etwa 80 Lehrer*innen und Pädagog*innen gestalten den kunterbunten Alltag der Schule. Ganz besonders zeichnet sich die Schule durch ihre Multikulturalität und ihre gelebte Inklusion aus. Denn auch Kinder mit seelischen, körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen gehen hier in die Regelklassen und nehmen am Unterricht im Klassenverband teil!

Wir ‘Schulhelfer*innen’ tragen nun dazu bei, den Schüler*innen mit sonderpädagogischem und besonderem Förderbedarf einen reibungslosen Schulalltag zu ermöglichen. Das bedeutet wir kümmern uns um einzelne Kinder, bei denen ein kognitiver oder motorischer Hilfebedarf besteht. Als konstante Bezugsperson begleiten wir diese Kinder während der Schulzeit, unterstützen sie dabei, ihren Schulalltag zu strukturieren und sie in ihrer Selbstständigkeit und ihrem Selbstvertrauen zu fördern. Das klingt erstmal gut, oder!? 

 

Aber was heißt das denn ganz konkret?

Unsere Aufgaben sind dabei so vielseitig, wie die Bedürfnisse der Kinder selbst und so findet man uns nahezu überall. Wir sind im Unterricht dabei, wo wir beim Rechnen, Lesen oder Schreiben helfen, in der Turn- oder Schwimmhalle zur motorischen Unterstützung und im Sportunterricht. Auch auf Ausflügen sind wir dabei, um anzuspornen und zu motivieren, sowie als Wegebegleitung in der Pause oder in der Mensa zur Unterstützung beim Essen und Trinken. Im besten Falle sind wir Ansprechpartner, Kummerkasten und Coach in einem. Dabei arbeiten wir eng mit den entsprechenden Lehrkräften zusammen, um zu ermöglichen, dass jedes Kind in dem Tempo und mit den Erholungsphasen lernt, die es benötigt und somit genauso am Schulalltag teilnehmen kann wie jedes andere Kind auch.

 

Die Schulhelferin Julie berichtet uns hier von ihrem „ganz normalen“ Tag

Es ist kurz vor 8 Uhr. Die Kinder rennen, schlendern, laufen zur Klasse und ich gehe in eine vierte Klasse. Zwei Stunden Mathe sind jetzt auf dem Stundenplan und das 1 x 1 steht an. T. und ich ziehen uns still in den Nachbarraum zurück und nehmen alles, was wir an Steinen, Perlen oder Sonstigem als Denkhilfe finden können, um bei den höheren Reihen nicht sofort ins Trudeln zu kommen.

Nach der Pause gehts weiter in eine der 2. Klassen zu C. Ihn unterstütze ich heute darin, einfach mal etwas anderes zu machen (als seine Mitschüler*innen). Und auch in seiner Klasse kehrt dann etwas mehr Ruhe ein. C. und ich gehen heute zusammen raus auf den Hof, schaukeln eine Runde und schnappen etwas frische Luft. Ein anderes Mal kneten wir in so einem Moment vielleicht bunte Figuren, basteln Papiersterne oder singen fröhliche Lieder.  Fünfte Stunde, 5. Klasse. Hier wird sich schon für die Oberschule vorbereitet und ich helfe S. bei der Analyse erster Sachtexte. Und das geht jetzt auch schon ganz gut!

Die Schulhelferin Lydia berichtet

Auch ich starte meinen Arbeitstag um kurz vor 8 Uhr. Vormittags arbeite ich in der Schule, am Nachmittag drücke dann ich die Schulbank in der Uni. In der ersten und zweiten Stunde gehe ich in die dritte Klasse, in der ich zwei Kinder betreue. Dort ist es meine Aufgabe die Aufmerksamkeit der Kinder auf den Unterricht zu lenken. Ich höre mir Probleme und Geschichten über Erlebnisse an, führe Gespräche über Youtuber und Fußball und helfe vor allem beim Lösen von Aufgaben. So kläre ich Fragen wie: Was ist eine Verkehrsinsel? Oder: Was bedeutet “strubbeliges Haar”? Allgemein habe ich ein enges Verhältnis zur gesamten Klasse, bin Ansprechpartnerin für viele Kinder und manchmal auch Streitschlichterin. Nach der Hofpause geht’s dann in die erste Klasse. Dort biete ich meinem Kind Rückhalt, wenn ihm eine Situation zu viel oder zu laut wird. Dann gehen wir in einen anderen Raum und arbeiten allein weiter. Aber meist reicht es schon Mut zuzusprechen und die Aufgabenbewältigung zu unterstützen und Struktur einzubringen. So versuchen wir dann beispielsweise nochmal zusammen das “S” zu schreiben und stellen fest, dass es uns doch besser gelungen ist als anfangs gedacht. Nebenbei kann ich aber auch anderen Kindern der Klasse eine kleine Unterstützung sein.

Und die Schulhelferin Katinka berichtet

Der neue Schultag beginnt um 8.50 Uhr. Wir fahren mit dem Fahrstuhl in den 3. Stock. N. aus der 5. Klasse kann die Treppen im Moment nur schwerlich laufen. Ich begleite ihn auch in den Pausen mit dem Fahrstuhl. „Tschüss, bis gleich!“ Jetzt gehts durch die Aula in die 1. Klasse. L. ist schon da und wirbelt mit ihrem lustigen Gemüt von Mitschülerin zu Mitschüler. In den nächsten beiden Stunden sitze ich neben ihr an einem 4er Tisch und helfe ihr, sich im Morgenkreis zu orientieren und später sich auf ihre Matheaufgaben zu konzentrieren. Zwischendrin hüpfen wir noch eine Runde auf dem Gang. Kurz vor der ersten Hofpause flitze ich zurück zu N. Er wartet schon mit seinem Kumpel auf seinen persönlichen Lift.

Zur 3. Stunde gehts ins oberste Stockwerk in die 5. Klasse. Die Klassenlehrerin hat schon alles für uns vorbereitet und erklärt U. seine (etwas einfacheren) Aufgaben und ich höre dabei mit. Heute sitzen wir an einem extra Tisch hinten im Klassenzimmer. Wir holen uns noch A. dazu. Denn auch A. kann so besser arbeiten. Kurz vor Ende der Stunde schleichen wir uns zu dritt aus dem Klassenraum und spielen zur Belohnung noch ein Mathespiel. Gestern war’s Mikado. Zweite Hofpause, schnell zu N. und seinen Freunden und ab in den Fahrstuhl. Heute ist ein längerer Schultag für mich. In der 5. und 6. Stunde hat die Klasse von N. Sportunterricht. Bei Sport bin ich aber nicht für N. dabei, sondern für B.  darf nämlich nur im Sport mitmachen, wenn er dabei eine persönliche Begleitung hat! Sein Körper bedarf besonderer Vorsicht, damit er sich nicht verletzt. Ich erinnere ihn daran. Und manchmal laufen wir eine Runde oder spielen Tischtennis und kehren dann in die Turnhalle zurück.

Wäre heute Freitag gewesen, hätte ich G. aus dem Raum abgeholt, in dem er dann mit seiner speziellen Lerngruppe zusammen ist. Wir wären hin und später zurück zur großen Sporthalle gelaufen, wo er mit seiner vierten Klasse einen Tanz einstudieren würde. Auf dem Rückweg hätten wir uns nochmal darüber unterhalten. Und dann voneinander verabschiedet: „Ein schönes Wochenende! Ja, bis nächste Woche!“

(Die Anfangsbuchstaben der Kinder wurden geändert!) 

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