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Jane Goodall for future – for future Jane Goodall

08.04.2020

Ein Bericht von Sebastian Rohrlach

Seien wir einmal ganz ehrlich. Welche Schule in dieser Welt kann schon von sich behaupten, die Namensgeberin persönlich und vor allem lebend bei sich empfangen zu haben? Ohne es empirisch recherchiert zu haben: es sind sicher die wenigsten.

Seit dem 18.02.2020 zählt unsere Jane-Goodall-Grundschule aber zu diesen wenigsten, die diesen erhebenden Moment haben genießen dürfen.

Doch fangen wir ganz von vorne an.

Eines Tages, es war so Ende Januar, wurde das gesamte Kollegium per Durchsage aufgefordert, sich zum Empfang einer „schönen Nachricht“, wie es hieß, im Teamraum einzufinden.

Unsere Schulleiterin Frau Sonnick-Ritter, die seit längerem im regen Austausch mit dem Jane-Goodall-Institute Deutschland steht, hat uns verkündet, dass diese beeindruckende Frau, deren Namen wir tragen, sich auf einem inoffiziellen und privaten Besuch bei uns sehen lassen wollte.

Auf Geheiß ihres persönlichen Beraters hier in Deutschland, Herrn Knauer, wurde uns allerdings deutlich mitgeteilt, dass es sich um einen rein inoffiziellen Besuch handelte, der die breitere Öffentlichkeit nicht erreichen sollte.

Für uns hieß das also: Stillschweigen. Den Kindern gegenüber, den Familien gegenüber.

Nun plane einen Besuch einer so wichtigen und herausragenden Persönlichkeit unserer Zeit mit den Kindern einer Schule, OHNE dass die Kinder darüber in Kenntnis gesetzt werden dürfen. Dieser großen Herausforderung stellte sich nun ein Planungsteam aus Lehrer*innen, Erzieher*innen unter Federführung der Schulleitung.

Nach einigem Hin und Her und vielen Überlegungen wurde sich auf eine „offizielle“ Variante geeignet, bei der wir die Kinder sozusagen „heimlich“ doch mit einbeziehen konnten. Wir erzählten ihnen: „Wir erstellen ein Video für Janes bevorstehenden 86. Geburtstag.“

Mit dieser den Kindern gegenüber vertretbaren offiziellen Variante begaben wir uns nun in die Planung dieses großen Tages.

Wir wollten viel, einige mehr, andere weniger, wieder einige waren skeptisch, die meisten aber guter Dinge. Und so wurde ein für diesen Dienstag gänzlich anderer Tagesablauf strukturiert, der Platz bot für einen gemeinsamen Empfang von Dr. Jane Goodall auf dem Schulhof, einer kleinen Führung durch die unteren Etagen unserer Schule, einer Interviewrunde, in der Kinder aus den größeren Klassen ihre brennendsten Fragen persönlich an Jane richten konnten und einer Schüler*innen-Vollversammlung, einer Assembly.

Alles wurde vor- und aufbereitet, das Haus geputzt, die Projekte präsentationsfertig gemacht, Fragen überlegt, Programmschwerpunkte gesetzt, bis es dann am 18.02.2020 zu diesem großen Tag, dem „HOPE-DAY“ kam.

Und der HOPE-DAY kam.

An besagtem Dienstag erscholl die frohe Botschaft aus den Schullautsprechern, gepaart mit einer Information zum Ablauf des besonderen Tages, und spätestens von da an lief der Countdown.

Angekündigt wurde die Ankunft von Jane Goodall für den Zeitraum zwischen 11:30 und 12:00 – perfekt und passend also zu unserer planmäßigen zweiten großen Hofpause.

So hieß es dann mit Pausengong, dass alle Kinder und Erwachsenen sich im Vorderhof versammeln sollten, um möglichst rasch ein Spalier bilden zu können.

„Wann kommt sie denn?“ und „Wo bleibt sie denn?“ – Fragen, die von vielen in dieser Zeit gestellt wurden, bis es kurz gegen 11:45 zu großer Aufregung kam, denn es hielt ein größeres schwarzes Auto vor der Tür.

Jane kommt tatsächlich vorbei und besucht uns. Mit diesem Moment wurde Fiktion zur Realität. Für viele von uns ein unbeschreibliches Gefühl.

Dann stieg aus diesem großen schwarzen Auto eine zierliche kleine Person und lief durch unser Spalier, von allen Seiten Applaus entgegennehmend und milde lächelnd.

Es ist schon ein besonderes Gefühl, dieser wichtigen Person unserer Zeit plötzlich so nahe zu sein und festzustellen, wie klein und zierlich sie ist, so reich schon an Jahren und doch von imposanter Wirkungskraft.

Und so schnell sie auch auf dem Hof erschienen ist, so schnell verschwand sie auch an der Seite unserer Schulleiterin Frau Sonnick-Ritter im Schulgebäude zu einem kurzen persönlichen Empfang.
Diese Zeit wurde genutzt, um die Turnhalle unserer Schule final herzurichten für die oben schon erwähnte große Assembly für und mit unserem besonderen Gast.

Gegen 12:30 waren dann alle in der Turnhalle versammelt – es war eine besondere Versammlung. Sehr still, sehr andächtig, sehr bewegend.

Ganz offiziell zur Assembly empfangen wurde Jane mit einem neuseeländischen Begrüßungsritual der Maori, der sogenannten „Haka“ – getanzt von 22 schwarz gekleideten und geschminkten Kindern aus der Klasse 3a, der Möwen.

Beeindruckend und ergreifend dann im Anschluss die Worte von Jane, welche sie an unsere Schulgemeinschaft zu richten begann.

Es zeigte sich einmal mehr die unglaubliche Wirkungskraft ihrer Ausführungen. Klar und verständlich herausgesagt schaffte Jane es, ihre Worte zielsicher in die Herzen und Köpfe der Kinder und Erwachsenen zu transportieren.

„Ihr könnt euch jetzt, hier und heute entscheiden, welchen Weg ihr künftig geht. Geht ihr los, seid gut zu Tieren, sammelt den Müll auf, seid mitmenschlich miteinander? Das ist eure Wahl. Ihr könnt an jeder Ecke eures Lebens neu entscheiden…“

Die Turnhalle schwebte förmlich in ehrfürchtiger Begeisterung.

Spontan und unter Janes Federführung begann eine für uns ungeplante ca. 10minütige Fragerunde, an der sich jedes Kind beteiligen konnte – so es denn wollte.
Beendet wurde diese großartige Zusammenkunft aller Wirkenden an unserer Schule mit dem Lied
„Nach dieser Erde“, in flashmob-artiger Version vorgetragen vom Schulchor, den Janes Voices.

Nächster Stopp für Jane war eine offizielle Fragerunde im Teamraum unserer Schule, an der einige Schüler*innen der vierten bis sechsten Klassen ihre Fragen in englischer Sprache an unsere Namensgeberin richten konnten.

Kurz vor Ende ihres Besuches verschaffte sich unsere Namensgeberin noch ein Bild von unseren den vielfältigen Projekten zum Thema Nachhaltigkeit an unserer Schule und wurde hierbei auch überrascht mit einem Lied über Kinderrechte zur Melodie von „Shalom alechem“ – gesungen und in beeindruckender Rhetorik vorgetragen von der Klasse 2a, den Koalas.

Was dann folgte, war für viele Erwachsene ein weiterer besonderer Moment. Welches Kollegium kann schon von sich behaupten, auf einem Gruppenfoto mit der Namensgeberin der Schule sichtbar zu sein?

Begeistert und sichtlich erfüllt von uns und unserer Schule verabschiedete sich Frau Dr. Jane Goodall dann von uns und hinterließ in uns ein mindestens genauso begeistertes und erfülltes Gefühl.

Sie ging, aber sie ging nicht, ohne zu betonen, dass wir alle gemeinsam auf einem guten Weg sind.
Wir tragen Janes Botschaft und ihr Handeln in uns, dessen sind wir uns nun einmal mehr bewusst geworden.

Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass eben doch „jeder kleine Schritt zählt“ und dass wir „gemeinsam viel erreichen können“.

Liebe Fr. Dr. Jane Goodall: wir machen weiter!
Danke, dass du bei uns warst.

Einrichtung/Schule

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