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Vom Öffentlichen Dienst zu SOCIUS: ein Interview

17.03.2016

Entscheidet sich eine Schule für SOCIUS, ist eine Mischkooperation mit MitabeiterInnen aus dem Öffentlichen Dienst möglich. Manche ErzieherInnen entscheiden sich für den Wechsel zu SOCIUS als Arbeitgeber. Die Überlegungen, die Kati Braumann und Diana Wolkenstein, die als Team den Ganztag der Wilhelm-von-Humboldt-Grundschule leiten, dazu bewegt haben, schildern sie hier. Sie sprachen mit Katja Kruckow.

Die Wilhelm-von-Humboldt-Schule startete im Jahr 2008 als Neugründung mit 104 Kindern, sechs ErzieherInnen und acht LehrerInnen größtenteils aus der Thomas-Mann-Grundschule. 2009 begann die Kooperation mit dem Projekt „Ganztagsbetreuung an Schulen“ bei Einhorn gGmbH, aus dem sich später SOCIUS – Die Bildungspartner gGmbH entwickelte. Die Schule besuchen heute ca. 760 Kinder bis zur zehnten Klasse; eine gymnasiale Oberstufe ist in Gründung.

Kati Braumann und Diana Wolkenstein waren bis vor kurzem noch im Öffentlichen Dienst als koordinierende Erzieherin bzw. als Erzieherin tätig. Kati wechselte 2015 zu SOCIUS, Diana ist seit Anfang dieses Jahres dabei.

Bitte erzählt über euren Start mit SOCIUS!
Kati Braumann: Mit steigender Schülerzahl brauchten wir immer mehr ErzieherInnen. Von Beginn an war es so, dass wir von Seiten des Senats keine ErzieherInnen bekommen konnten, und wir suchten nach einem freien Träger. Maria Pfennig kannten wir schon lange aus der Thomas-Mann-Grundschule, in die ihre Kinder gingen. Außerdem war sie außerordentliches Mitglied der dortigen Schulkonferenz und koordinierte Projekte, die wir gemeinsam mit Einhorn gGmbH durchführten.

Aufgrund der guten Zusammenarbeit haben wir uns entschlossen, die Zusammenarbeit mit Einhorn gGmbH fortzuführen. Das Projekt „Gemeinsam Schule machen“ war der Beginn. Mit zunehmender Schülerzahl stieg der Bedarf an weiteren ErzieherInnen von Einhorn gGmbH, später von SOCIUS. Wir haben die Schule gemeinsam neu gegründet und von Beginn an Hand in Hand mit der Schulleitung zusammengearbeitet. Die Idee, für die Kinder etwas Neues zu gestalten, haben wir ganz eng mit der Schulleitung entwickelt. Diana und ich waren beide im Gründungsteam. Die stetige Arbeit an der Schulentwicklung wird gemeinsam von LehrerInnen und ErzieherInnen geplant und umgesetzt. Zu organisatorischen und inhaltlichen Schwerpunkten treffen sich alle LehrerInnen und ErzieherInnen, die in einem „Haus“ arbeiten bzw. in einem Jahrgang tätig sind. Wir haben drei strukturelle „Häuser“, in denen die Kinder vom ersten bis zum zehnten Jahrgang hochwachsen. Durch diese Gliederung werden die Strukturen nicht so groß und wir haben eine gute Mischung und ein gutes Miteinander.

Diana Wolkenstein: LehrerInnen und ErzieherInnen verstehen sich als Lernbegleiter der Gruppe. Beide sind verantwortlich und ergänzen sich. Von Beginn an war es unser Anliegen, für die Kinder einen Rhythmus zu entwickeln, der sich von anderen Schulformen unterscheidet. Der Wechsel von Unterricht und Freizeit, Anspannung und Entspannung ist uns sehr wichtig.

Kati Braumann: Wir organisieren und gestalten den Tag aus Unterricht und Freizeit mit besonderen Inhalten und Lernformen. Zuerst gibt es Unterricht, dann ist Pause, danach können die Kinder an einer Arbeitsgemeinschaft teilnehmen, dann gibt es noch mal Unterricht, dann Freizeit und im Anschluss noch mal Unterricht. Ein gemeinsamer Reflexionskreis rundet den Tag ab.

Hättet ihr beide auch beim Öffentlichen Dienst bleiben können?
Diana Wolkenstein: Kati war schon lange Leiterin und hatte eine Kollegin als Vertretung. Ich war Erzieherin einer Lerngruppe. Mit viel Freude und Engagement habe ich die Sonnengruppe begleitet. Als Katis Stellvertreterin schwanger wurde, hat man mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, diese Funktion zu übernehmen. So hatte ich rund zwei Jahre Zeit, in die Aufgabenbereiche der Stellvertreterin hinein zu schnuppern. Dabei habe ich gesehen, wie sich die Zusammenarbeit mit SOCIUS gestaltet und wie sie mit ihren Mitarbeitern umgeht – das hat mir total gefallen und mich sehr beeindruckt. Trotzdem habe ich lange überlegt, zu wechseln; ich hatte ja die Sicherheit des Öffentlichen Dienstes. Nun wollte ich aber auch die Tätigkeit der stellvertretenden Leitung gerne fortführen, und das war nur mit SOCIUS möglich, denn im Öffentlichen Dienst gibt es keine stellvertretende Leitungsfunktion an Schulen.

Nach einigen Überlegungen habe ich ein tolles Gespräch mit Maria geführt, habe ein paar Nächte darüber geschlafen und mich dann entschieden, zu wechseln, weil mich die anspruchsvollen Aufgabenbereiche überzeugt haben und es auch bessere Arbeitsbedingungen gibt.

Kati Braumann: Im Öffentlichen Dienst hatte ich ausschließlich koordinierende Aufgaben, deshalb nennt man die Funktion „Koordinierende Erzieherin“. Die Aufgaben, die mir als Leitung des Ganztags von SOCIUS übertragen wurden, sind viel verantwortungsvoller und umfangreicher. Und, wie schon Diana gesagt hat, die Arbeitsbedingungen sind besser.

Inwiefern?
Diana Wolkenstein: Ich kann die Arbeit fortsetzen, die mir Spaß macht. Man hat Gesichter hinter der Verwaltung – wenn man anruft und ein Problem hat, wird sehr unkompliziert geholfen.

Unterscheiden sich die Arbeits­bedingungen für die vier MitarbeiterInnen vom Senat, die hier sind, von euren?
Kati Braumann: Wir sind eine Mischkooperation, ein Team. Wer beim Senat und wer bei SOCIUS angestellt ist, das ist im Alltag unwichtig. Die einen Mitarbeiter­Innen werden vom Senat bezahlt und arbeitsrechtliche Belange müssen mit der Senatsverwaltung geklärt werden. Aber alles, was die Arbeit hier betrifft, läuft wie bei uns.
Ich habe vor einem Jahr gewechselt, habe aber in meiner Funktion schon von Anfang an mit SOCIUS zusammengearbeitet. Es bestand zunächst nicht der Anlass zu wechseln, es lief ja alles. Im Laufe der Zeit habe ich jedoch gemerkt, dass es einen Unterschied macht, wo man angestellt ist. Beim Senat ist man ein Name auf dem Papier und bei SOCIUS ist man eine MitarbeiterIn, für die man sich interessiert. Ich habe ebenfalls eine Weile überlegt, aber es war einfach irgendwann klar, dass ich wechsle. Man fühlt sich geborgen, wertgeschätzt.

Diana Wolkenstein: Ja, auf jeden Fall. Mich beeindruckt auch immer wieder, was man in der Verwaltung alles von den MitarbeiterInnen weiß. Es ist wirkliches Interesse da.

Kati Braumann: Und das beschwingt natürlich die Arbeit, weil man weiß, egal ob man Kummer hat oder ob alles gut geht, man hat immer jemanden im Hintergrund, der einen in jeder Weise bestärkt und unterstützt. Das haben wir so vorher nicht erlebt. Was ich besonders wichtig finde, ist der wertschätzende Umgang mit den MitarbeiterInnen. Es wird oft nachfragt, wie man sich fühlt, man kann jederzeit anrufen und findet immer Gehör. Auch die gemeinsamen Feiern sind super und schaffen Kraft für die tägliche Arbeit.

Und was für mich auch ganz wichtig ist: Ständig werden für die Leitungen neue Fortbildungen angeboten, zu denen wir gemeinsam oder einzeln hingehen können. Dort können wir unsere Arbeit reflektieren und mit den anderen LeiterInnen in den Austausch treten und das wirklich auf einem besonderen Niveau. Jetzt haben wir gerade wieder eine Leitungsrunde mit Dörte Pasternack de Romero, in der wir uns austauschen und selbst bestimmen können, worüber wir reden möchten. Es ist so wichtig für die alltägliche Arbeit, neuen Input zu bekommen.

Was ich interessant finde, ist der Begriff „Geborgenheit“. Ich höre so viel Menschlichkeit aus euren Beschreibungen heraus.
Kati Braumann: Ja genau, es kommt etwas zurück. Beim Senat hatte ich in den mehr als 30 Jahren vielleicht ein Telefonat pro Jahr, weil ich eine Frage hatte, sonst hatte ich wenig Kontakt. Bei den monatlichen Leitungsrunden kam auch nicht wirklich etwas Produktives heraus. Ich habe schon mitbekommen, dass es da nun auch eine Weiterentwicklung gibt, es gibt jetzt auch spezielle Fortbildungen für LeiterInnen.

Diana Wolkenstein: Ein ausschlaggebender Punkt für den Wechsel war für mich, dass ich mit Kati sehr gut zusammenarbeite. Wenn man dann gemeinsam überlegt, wie man mit dem Team vorankommen kann, macht das natürlich Spaß …

Kati Braumann: Ja, das kann ich nur zurückgeben. Gerade, was die Teamentwicklung betrifft, haben wir in den letzten zwei Jahren viel erreicht.

Ich glaube, ausschlaggebend dafür, dass wir gewechselt haben, ist, wie sich der Arbeitgeber um die MitarbeiterInnen kümmert. Das kann nichts toppen. Wir sind wirklich zufrieden, es ist einfach toll.

Diana Wolkenstein: Ja, das kann man nicht anders sagen. Das Tolle an SOCIUS ist auch, dass sie sich um die Belange der Schule kümmern. Wenn die Schulleiterin ein Problem sieht und gezielt bei der Geschäftsführung wegen einer Idee anfragt, dann dauert es nicht lange, und es wird eine Lösung gefunden und geholfen. Dass man nicht so viele Partner hat, ist von Vorteil: Die ErzieherInnen, die SozialpädagogInnen, die SchulhelferInnen – es kommt alles aus einer Hand. Es wird nach Möglichkeiten geschaut, wie man uns unterstützen kann. Dies hilft uns bei der Schulentwicklung. Das individuelle Lernen, die Freizeitgestaltung, das Kind im Mittelpunkt, das Gemeinschaftliche –
alles, was wir uns auf die Fahnen geschrieben haben, unterstützt sie. Die Dinge werden schnell und unkompliziert umgesetzt.

Kati Braumann: Es ist wirklich schön, das kann man nicht anders sagen. Also, wir sind glücklich.

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