Aktivitäten und Events

Konfrontation mit dem Verdacht der Kindeswohlgefährdung

31.05.2018

Inhouse-Fortbildung „Aufwachsen im Wohlergehen“–
Schwierige Elterngespräche führen
Mai 2018

Annett Freudiger und Frances Fuhr

 

Material zur Vorbereitung:

Konfrontation mit dem Verdacht der Kindeswohlgefährdung [1]

Der Verdacht einer Kindeswohlgefährdung löst viele Fragen und Gefühle bei einem aus. Wie konfrontiere ich die Eltern damit? Was bedeutet das für das Kind? Bei vielen Fachkräften macht sich Unbehagen, Verunsicherung oder Angst breit. Deswegen ist es sinnvoll solche Gefühle im Voraus ernst zu nehmen und sich selbst durch eine gute Vorbereitung sicherer zu machen.

Was hilft Fachkräften?

  • Sich selbst Klarheit verschaffen: Kollegiale Teamberatungen vor dem Gespräch über unseren Auftrag, über die geplante Vorgehensweise. Supervision, Rücksprache mit dem Vorgesetzten, Beratung durch die insoweit erfahrene Fachkraft.
  • Die Ruhe bewahren, durchatmen, entspannen, ein Glas Wasser trinken, sich vor dem Gespräch etwas Zeit und Ruhe für sich selbst nehmen.
  • Das Gespräch nicht als Problem sehen, sondern als fachliche Herausforderung.
  • Das Gespräch zu zweit führen – in Kinderschutzfällen empfiehlt sich dies grundsätzlich.
  • Genügend Zeit für das Gespräch einplanen und pünktlich sein.
  • einen angenehmen Rahmen schaffen: räumliche Atmosphäre, Joining [2], freundlich sein, positive Signale bewusst wahrnehmen, für Ruhe sorgen, Quellen für Unruhe oder Ablenkung ausschalten.
  • Sich mental gut auf die Struktur und das und das Ziel des geplanten Gespräches vorbereiten. Nichts übereilen: Schritt für Schritt.
  • Sich die Freiheit vorbehalten, im Gespräch eine Pause zu machen, um sich mit der KollegIn abzusprechen. Die Eltern um eine Gesprächspause bitten, weil sie diese brauchen um kurz nachzudenken.
  • Sich selbst nicht überfordern- es gibt nicht das perfekte Gespräch. Eigene Grenzen und Möglichkeiten erkennen. Vorsicht vor Eigenaufträgen.
  • Authentisch bleiben.
  • Hinterher reflektieren: Was ist gut gelaufen? Was hilft den Eltern mit mir gemeinsam an einem Strang zu ziehen? An welcher positiven Sequenz des Gespräches kann beim nächsten Mal angeknüpft werden? Was habe ich selbst aus diesem Gespräch gelernt?

Was ist für die Eltern wichtig?

  • Deutlich machen, dass es um Hilfe geht und nicht um Strafe.
  • Vermitteln, dass wir verpflichtet sind zu überprüfen und zu handeln, wenn das Kind gefährdet ist oder wir eine Risikoabschätzung vornehmen müssen.
  • Wertschätzung, das Gefühl, ernst genommen zu werden.
  • Keine Beschuldigungen, keine Schuldzuweisungen, keine Entwertung der Eltern
  • Offenheit, Ehrlichkeit, Transparenz, Zusicherung, nichts hinter dem Rücken der Eltern zu machen, sondern alles mit ihnen abzusprechen und sie zu informieren.
  • Die Möglichkeit etwas gegen den Willen der Eltern zu unternehmen offenlassen, zum Beispiel, wenn das Jugendamt einbezogen werden muss, jedoch verdeutlichen, dass dies nicht ohne Wissen der Eltern passiert.
  • Nicht „um den heißen Brei“ reden – die Eltern haben ein Recht darauf, ganz konkret zu erfahren, worum es geht. Dies schafft Vertrauen bei den Eltern, da es dann keine Ungewissheiten gibt.
  • Unterschiedliche Wahrnehmungen deutlich ansprechen und versuchen einen gemeinsamen Nenner zu finden.
  • Eltern über Ihre Handlungsmöglichkeiten und Handlungsschritte informieren.
  • Den Fokus immer klar und deutlich auf das Wohl des Kindes richten.
  • Kooperation anbieten, Eltern um Kooperation bitten oder sie dazu motivieren.
  • Zuversicht wecken: Was wäre ein erster Schritt? Was nehmen Sie als erstes in Angriff? Welche Ihrer Stärken wollen Sie zur Lösung nutzen? Falls es zu Hindernissen kommen sollte, wie können Sie diese bewältigen?

[1] Alle, Friederike (2017): Kindeswohlgefährdung. Das Praxishandbuch. 3. aktualisierte Auflage. S. 90 ff.

[2] Unter Joining versteht man den ersten Eindruck, welcher maßgeblich für die weitere Zusammenarbeit mit den Eltern/ Familie ist. Kontaktaufnahme, positive Beziehung herstellen, gutes vertrauensvolles Klima schaffen, Kennenlernen.

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