„Erzieher? Das ist doch kein Männerberuf!”

13.01.2014

Ein Bericht von Fachberater Gérard Leitz zum Thema Gleichberechtigung in der Kinderbetreuung

Das Thema, mehr Männer für pädagogische Berufe zu begeistern, wird seit einigen Jahren in den Medien und der Politik diskutiert. In größeren Städten wie Berlin gehören Männer in Einrichtungen für Kinder und Jugendliche bereits zum Alltag.
Doch das war längst nicht immer so! Als die Männer damals in den 70er und 80er Jahren auszogen, um Erzieher zu werden, wie man prosaisch sagen könnte, mussten sie sich von ihren Familien und Bekannten so einiges anhören. Sätze wie: „Erzieher? Das ist doch kein Männerberuf!“ oder „Wie willst du denn damit eine Familie ernähren?“ sind leider auch heute noch allzu beliebte Fragen und Einwände, wenn Männer sich für diesen Beruf entscheiden.
Männliche Erzieher in einer Kindereinrichtung waren damals Exoten und sind es in einigen Regionen auch heute noch.  Gleichzeitig waren sie aber auch ein wichtiges Vorbild für viele Kinder, denen es dadurch leichter fiel, sich zu emanzipieren und ihren eigenen Berufswünschen nachzugehen.
Angesichts eines noch immer ungleichen Geschlechterverhältnisses in Kindertageseinrichtungen gibt es seit einiger Zeit auch große Bemühungen seitens der Politik. Ein Beispiel hierfür ist das durch das Bundesinnenministerium geförderte Projekt „Mehr Männer in Kitas“. Ziel ist es, das Bild des Mannes in Kitas den gesellschaftlichen Veränderungen anzugleichen, bzw. zu zeigen wie wichtig der Mann für die Erziehung eines Kindes sein kann.

Keinen moralischen Zeigefinger erheben

Auch das Labor 36 – ein Zusammenschluss unterschiedlicher Berliner Bildungseinrichtungen möchte für dieses Thema sensibilisieren. SOCIUS– Die Bildungspartner etwa, zeigen durch ihre Personalpolitik, wie gut Teams funktionieren können, wenn man sie paritätisch zusammenstellt.  Aber auch die bei der Procedo-Berlin GmbH angesiedelte Fachschule für Sozialpädagogik ProInklusio macht sich stark für die Gleichberechtigung. Im vergangenen Juli veranstaltete sie die erste sogenannte LÜP-Woche, so wird die Lernübergreifende Projektwoche der Schule genannt. Zweck dieser Woche ist es, die klassenübergreifende Zusammenarbeit über die Grenzen der Lernbereiche hinweg zu gestalten. Ich selbst leitete eine dieser AGs als Dozent an und entwickelte gemeinsam mit Studierenden Plakate zur Gleichberechtigung in Kindereinrichtungen. Unser Anspruch dabei war es, der Sache mit Humor und ohne moralischen Zeigefinger zu begegnen. Das ist gar keine so leichte Aufgabe, denn dabei kann man in so manches Fettnäpfchen treten.

 Interessante Gespräche und ein Ausstellungsbesuch zur Inspiration

Zur Annäherung an das Thema stellte ich verschiedenste Materialien zur Verfügung und organisierte einen Besuch bei der Ausstellung ‚Die 100 besten Plakate 2014‘ im Kulturforum Berlin.  Außerdem konnten wir in der Villa Comenius einige Interviewpartner der ersten Stunde gewinnen. Die männlichen Kollegen erzählten von ihren Erfahrungen und inspirierten die Arbeitsgemeinschaft dabei so sehr, dass die Ideen im Anschluss nur so aus den Köpfen sprudelten.

Die Ergebnisse unserer Aktion werden in den kommenden Wochen an den verschiedenen Standorten von SOCIUS zu sehen sein. Auch in unserer Cafeteria in der Muskauer Straße 53, sowie beim  Bildungsinstitut Queerformat können die Plakate in Bälde bewundert werden. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie sich an einem der Standorte Ihr eigenes Bild machen.
Zum Schluss möchte ich mich noch bei allen Mitwirkenden für die sehr entspannte, amüsante und produktive Arbeitsweise bedanken. Ganz besonderer Dank geht an Werner Fernengel, Nicole Klauka, Franziska Lenk, Kerstin Schreiner und Jan Schünemann.

Bei Interesse an dem Material lassen wir Ihnen dieses gerne zukommen. Wenden Sie sich dazu einfach per E-Mail an Gérard Leitz: gerard.leitz@diebildungspartner.de

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