12.10.2022
Ein Bericht von F. Fuhr
In unserem neuen Format „Pädagogischer Zirkel“ bieten wir unseren Mitarbeitenden einmal im Monat eine kurzweilige Plattform im Onlineformat, um neuen Input zu verschiedenen Themen zu bekommen und dazu in den kollegialen Austausch zu gehen.
In unserem ersten Zirkel ging es um das Ansprechen der Kolleg*innen, wenn wir unerwünschtes pädagogisches Verhalten beobachten oder wahrnehmen.
Man möchte nicht unkollegial erscheinen. Außerdem war es ja vielleicht nur einmal oder die Kolleg*in ist doch schon so viele Jahre dabei, die wird schon wissen was sie macht. Solche und ähnliche Gedanken können eine Hürde für viele sein.
Doch „Wer schweigt stimmt zu“!
Um unsere Einrichtungen zu einem sicheren Ort für Kinder und Jugendliche werden zu lassen, legen wir bei unseren Teams einen großen Wert auf die Reflexion ihres pädagogischen Handelns.
Als Basis haben wir dazu mit allen Teams vor einigen Jahren unseren Verhaltenskodex als Kernstück unseres Schutzkonzeptes erarbeitet.
Dabei geht es vor allem darum Orientierung und Transparenz im pädagogischen Verhalten zu geben. Er soll die Grundlage dafür bilden ins Gespräch zu kommen. Wir nehmen die Wahrnehmungen der Kolleg*innen wohlwollend an und sind für den kollegialen Austausch und zur Selbstreflexion bereit.
Eine Kultur der Achtsamkeit und Transparenz mit unserem Verhaltenskodex
Um diese Kultur lebendig werden zu lassen, braucht es Kolleg*innen, die fähig sind sich untereinander anzusprechen und auch Kritik entgegenzunehmen.
Doch wie spreche ich die Kollegin an, wenn ich sie öfter schreien höre? Wie kann ich anbringen, wenn ich verwundert darüber bin, dass bei einem Kollegen die immer gleichen Kinder vor der Tür stehen oder ich seinen Humor gegenüber den Kindern unangebracht finde?
Wir wollen die Kolleg*innen darin bestärken als ersten Schritt direkt miteinander ins Gespräch gehen zu können. Die Leitung oder andere Teammitglieder miteinzubeziehen, sollte erst bei Bedarf die nächste Instanz sein. Siehe dazu auch unseren Interventionsplan.
→ Interventionsplan (es öffnet sich ein PDF)
Kommunikationstool: „SAG ES“- Methode
Mit der vorgestellten SAG ES-Methode haben wir im Pädagogischen Zirkel eine Möglichkeit Kritik anzubringen besprochen und geübt.
Dabei stehen die Buchstaben für die Schritte, die man in seinen einleitenden Worten für dieses Gespräch gehen kann.
Zunächst startet man mit der Schilderung der Sachlage. Ohne Bewertungen und Interpretationen werden Beobachtungen mit Zahlen, Daten, Fakten geschildert.
z.B. „In der letzten Woche habe ich dreimal Karla vor der Tür stehen sehen, als ich an eurem Raum vorbeigelaufen bin.“
Danach folgen die Auswirkungen auf mich und andere.
zB. „Das hat mich nachdenklich gemacht.“ Oder „Eltern, die das gesehen haben, haben mich darauf angesprochen.“
Die Schilderung welche Gefühle, das in mir auslöst können dann gleich anschließend benannt werden.
zB. „Ich bin in Sorge und frage mich was gerade los ist?“ Oder „Es verunsichert mich.“
Das E steht dann für Erfragen der anderen Sichtweise, um die angesprochene Situation aus deren Perspektive zu kennen und im besten Fall zu verstehen.
zB. „Wie ist es gerade für dich mit dem Kind?“ „Wie siehst du das?“
Durch dieses Vorgehen hat man bisher keine Wertungen und Interpretationen abgegeben und die Kolleg*in eingeladen in den Austausch zu gehen. Dabei bleibt man offen für jede Erklärung.
Vielleicht ist es gerade wirklich schwer mit dem Kind und die Kolleg*in weiß sich nicht anders zu helfen und ist dankbar für Unterstützung. Vielleicht ist das aber auch eine Absprache mit dem Kind, dass es sich freiwillig bei Bedarf die Auszeit außerhalb des Raumes nehmen darf und sie kann jederzeit zurückkommen.
Je nach dem wie die Schilderung und das Gespräch verlaufen, kann am Ende mit dem finalen S eine gemeinsame Schlussfolgerung, Lösung bzw. Vorgehensweise gefunden werden.
Diese sind dann so individuell wie die Situationen es benötigen.
Wir haben in kleinen Rollenspielen diese Vorgehensweise ausprobiert. Am Ende macht Übung die Meister*in, um sich sicher und souverän im Ansprechen von Kritik zu fühlen.
Und man kann die Methode ja auch im kleinen Üben, in jeder Konstellation, um dann für die kritischen Momente vorbereitet zu sein.
Wenn ihr Lust habt diese Methode auszuprobieren, dann findet ihr hier den Download zur Datei:
→ SAG ES-Methode (es öffnet sich ein PDF)
Seid auch gern im Oktober bei unserem nächsten Pädagogischen Zirkel dabei: „Was wollen die denn schon wieder? – Beschwerden von Eltern ernst nehmen.“