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Wenn Sport zum Erlebnis wird

02.04.2020

Ein Erfahrungsbericht von Franziska Gruhle.

Fast zwei Schuljahre begleitete ich das psychomotorische Angebot, welches Katrin Kreutz für die Schüler*innen der Brüder Grimm Grundschule gestaltet. Dabei erhielt ich viele Anregungen und ein deutlich besseres Bild von Sportangeboten.

Ich war ein sportlich eher untalentiertes, langsames Kind, dass mit Schulsport Blamage und Scheitern verband. Zum Glück gibt es immer mehr Sportangebote in Schulen, die auch Kindern, wie ich eines war, einen spaßbetonten Zugang zu Bewegung und Sport ermöglichen. Anstatt auf Wettkampf, Leistung und Präsentation von Fitness zu setzen, werden die Kinder im Erlebnissport von Katrin Kreutz völlig anders gefordert…als Entdecker*innen ihrer Selbst und der materiellen Umwelt.

Auf die Plätze, …

Die erste Herausforderung für die kleinen Teilnehmer*innen ist es, pünktlich und mit Trinken bepackt den Weg zur Turnhalle zu finden. Nun nur noch die Stoppersocken übergeworfen, dann kann auch schon der erste Blick auf die Ablauftafel und die vorbereiteten Stationen erhascht werden. Der offene Anfang bietet den Kindern die Gelegenheit sich mit den Materialien vertraut zu machen, oder ein kurzes Gespräch zu führen. Diese kleine Entschleunigung kann ich sehr empfehlen.

Im Begrüßungskreis erhält ein Kind, das Glückskind, einen Wimpel und damit eine wichtige Rolle übertragen. Er/ Sie darf als Erste/r die Übungen ausführen, durch die Gesprächskreise moderieren und ist besonders achtsam beim Einhalten der Regeln.
Für diese sehr beliebte Rolle darf sich jedes Kind selbst nominieren. Besonders Kinder mit herausforderndem Verhalten profitieren von der Glückskindrolle. Sie können ein positives Vorbild und Wächter über das Einhalten der Gruppenregeln sein. Der Begrüßungskreis dauert oft nur wenige Minuten, in denen Orientierung für die Stunde gegeben und Vorfreude aufgebaut wird. So lassen sich die Kinder gern auf motorische, kooperative und koordinatorische Herausforderungen ein, wenn das Spiel mit dem malerischen Titel feuerspeiende Drachen oder Fischstäbchen lockt.

Katrin bereitet jede Woche eine abwechslungsreiche Aufwärmphase vor, die verschiedene Bildungsbereiche und besondere Bedürfnisse der Teilnehmenden berücksichtigt. Mal verrenken wir uns gemeinsam als Katzen, Affen und Palmen (Kinderyogaelemente). Ein anderes Mal rennen, hüfen und tanzen wir im Kreis, ohne einander überholen zu dürfen. Auch kooperative Erlebnisspiele können der Aufwärmung dienen.

…fertig, …

Anschließend bereisen wir einen Erlebnisparkour oder Trainieren für den Rollbrettführerschein. Bei all diesen Übungen werden unterschiedliche Anforderungen an die Kinder gestellt. Sie können warten lernen, anderen helfen, stolz sein auf neue Fähigkeiten, ihren Körper in Bewegung erleben, ihre Erlebnisse verbalisieren lernen oder auch durchhalten.

Anschließend können die Kinder im Freispiel die Materialen und Aufbauten selbstbestimmt nutzen, ergänzen oder neue aufbauen. Angeregt durch die Erlebnisse und Materialien der Phasen davor lassen sich die Entdecker*innen auf ihre ganz eigene Art auf die Abendteuer ein. Für die Pädagog*innen bieten sich intensive Beobachtungsmomente.

… und auf Wiedersehen!

Nach dem gemeinsamen Aufräumen der Turnhalle wird die Stunde reflektiert. Die Kinder sind sehr aufmerksam gegenüber den Konflikten und Erfolgen der anderen Kinder, sodass Erfahrungen breit gespiegelt und unterschiedliche Lösungen präsentiert werden können. Zum Schluss wird sich noch auf ein Abschlussspiel geeinigt und Tschüss gesagt. Eine solche Sportstunde hätte auch mein jüngeres, unsportliches Ich bestimmt gern besucht.

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