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Verbotene Früchte – Kirschen und Geschichten

20.09.2018

Ein Bericht von Christian Diller

 

Der Weltrekord für Kirschkern-Weitspucken, wo liegt der wohl? Und wie weit schaffst du?

In Dresden ist ein uralter Kirschkern ausgestellt, in den unzählige Gesichter geschnitzt sind. Weißt du wie viele?

Welche Heilwirkungen haben Kirschen und wozu kann ihr Harz verwendet werden?

 


 

Sommerzeit – das ist Kirschenzeit. Grund genug im Rahmen eines thematischen Angebots der Keramik-Werkstatt nicht nur obige Fragen zu beantworten, sondern eine umfassende sinnliche und ästhetische Erfahrung zu vermitteln.

Für die Kinder der Schule am Breiten Luch standen Ende Juli einige der letzten aromatischen Kirschen des Jahres auf dem Tisch – aber essen war noch nicht. Zuerst mal Geschichten lauschen, die rund um die Kirsche gesponnen werden, damit wir alle diese Pflanze des Sommers kennenlernen können. Alles Wissenswerte zu ihren Hintergründen und Wirkungen vermittelte wie immer Heike Thomas.

Die Blüten der Kirsche sind mit der der Rose verwandt und wegen ihres Zuckerreichtums bei Bienen sehr beliebt. Überhaupt steht die Kirsche für Reichtum und Lebenslust. Sie hilft beim Schlafen, heilt Husten und Schmerzen. Ihr Harz wurde als Klebstoff verwendet. Manche Menschen glaubten, bei Mondlicht würden Elfen um blühende Kirschbäume tanzen.

Von Mondlicht konnte am hellen Vormittag keine Rede sein. Draußen brannte bereits die hochsommerliche Sonne und verlieh den Kindern Energie. Stunden über Stunden könnte man weiter berichten über diese faszinierende Pflanze. Aber wir wollten ja auch noch Keramik machen. Die Kinder waren schon begierig darauf, Ton zu formen, aber es stand etwas anderes auf dem Programm: heute ging es um Bemalen und Dekorieren. Auf dem Tisch standen kleine und große Schüsseln bereit, von denen sich jedes Kind eine aussuchte. Diese waren bereits einmal gebrannt und fast fertig zum Glasieren. Fast. Denn je glatter die Oberfläche, desto ansehnlicher meist das Ergebnis. Deshalb bauten wir nicht auf, wie üblich, sondern wir nahmen weg – mit Schleifpapier rückten wir allen Unebenheiten zu Leibe. Dabei muss man aber auch ganz vorsichtig sein, damit die Schüssel nicht zerbricht. Am Ende ordentlich abwaschen und allen Staub entfernen und dann konnte schon glasiert werden.

Als Grundlage für die Bemalung dient weiße Glasur. Also die Schüsseln mit Farbe übergießen und trocknen lassen – nicht wild, oder?

Was zum Anfang einfach aussieht, entpuppt sich schnell als etwas, dass einiges an Übung erfordert. Aber die Kinder hörten sehr aufmerksam zu und nach einmal erklären musste ich nicht mehr viel tun – schnell hatte ich einige engagierte AssistentInnen an meiner Seite, die ihre SchulkameradInnen tatkräftig unterstützten. Die Kinder organisierten sich selbst und wir Erwachsenen hatten Zeit für einen kleinen Plausch.

Anschließend ging es endlich nach draußen. Mittagspause, rennen und toben. Das Dessert war dann zugleich der nächste Schritt des Projekttages – herausfinden, wie weit man wohl einen Kirschkern spucken kann. Das dazu erst die leckere Kirsche gegessen werden muss, versteht sich von selbst. Das war ein großer Spaß und eine spannende Sache. Neben Kirschkernen mit sehr großer Bodenhaftung, gab es solche, die weit, sehr weit flogen. Fast an die 10 Meter kamen die Kinder heran und somit ungefähr an die Hälfte des Weltrekordes – der liegt bei 22 Metern!

Nachdem der Sieger gekürt war ging es zurück in die Werkstatt. Die Glasur war getrocknet und nun konnte das Bemalen mit sogenannten Dekorfarben beginnen. Auch das keine unkomplizierte Arbeit, ist doch die trockene Glasur wie Puderzucker auf der Schüssel und verschmiert leicht, wenn man darauf malt. Passend zum Thema standen Kirschen als Motive auf dem Programm, schließlich sollen die Schüsseln zur Aufbewahrung eben jener dienen. Aber die von mir vorbereiteten Stempel für die Umrisse funktionierten nicht so wie geplant! Also kurzerhand frei Hand ran an die Sache – für die Kinder war die plötzliche Planänderung kein Problem. Wir kennen uns schon und sie kennen die Keramik. Sie wissen, dass wir manchmal improvisieren müssen und ich schätze sie sehr wegen ihrer Spontanität und Aufgeschlossenheit für Unwägbarkeiten.

Diese brauchten sie auch ganz zum Schluss, nach ihrem Besuch in der Werkstatt. Je nach verwendeter Farbe und Temperatur beim Brennen können sich ganz unterschiedliche Ergebnisse zeigen. Das kann soweit führen, das eine Farbe sich in eine ganz andere verwandelt. Passiert ist dies hier mit allem, was mal rot war – und das beim Thema Kirschen… Durch eine zu hohe Temperatur im Ofen hat sich diese in zarte Blau-, Türkis- und Grüntöne verwandelt. Etwas völlig anderes als geplant, aber anrührend und schön.

Wenn das jemand versteht, dann die Kinder vom Breiten Luch. Sie haben jetzt kleine Kunstwerke, die man ohne weiteres ausstellen könnte, wie ich finde… So wie der Kirschkern mit den geschnitzten Gesichtern. Es sind übrigens 185. 🙂

 


 

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