05.03.2020
Ein Bericht von Frances Fuhr / die Fotos entstanden im Rahmen des Resilienz-Workshops bei der Eröffnung des Luch-Labors
„Das habe ich noch nie vorher versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe.“ (Pippi Langstrumpf)
Prävention bildet im ganzheitlichen Kinderschutzkonzept von SOCIUS die Basis der 4 Phasen. Dazu gehört eine vertrauensvolle Beziehungsarbeit mit den Eltern und Familien, Aufklärung der uns anvertrauten Kinder über ihre Kinderrechte und die regelmäßige Fortbildung des Kollegiums. Zudem legen wir als präventive Maßnahme Wert auf Resilienzförderung.
Resilienz − das Immunsystem der Seele
Unter Resilienz versteht man die „psychische Widerstandsfähigkeit von Kindern gegenüber biologischen und psychosozialen Entwicklungsrisiken“ (Wustmann 2004, S. 18).
Besonders auffällig sind resiliente Persönlichkeiten unter Geschwisterkindern. Sie leben in den gleichen familiären Verhältnissen und sozioökonomischen Strukturen, und doch kann immer wieder beobachtet werden, dass das eine Kind sich trotz widriger Umstände positiv entwickeln und entfalten kann und die Entwicklung des anderen Kindes unter den Bedingungen leidet.
Doch woran liegt das? Kann jedes Kind sich zu einem resilienten Kind entwickeln oder ist die Grundvoraussetzung veranlagt und man muss damit eben einfach leben?
Die Entwicklungspsychologin Emmy Werner hat in ihren Studien zur Resilienzforschung herausgefunden, „dass Resilienz an Wechselwirkungen zwischen Schutzfaktoren, die beim Individuum, in seiner Familie und in seinem sozialen Umfeld liegen, verankert ist.“ (Werner 2008, S. 22)
So beschreibt sie zum Beispiel, dass Kinder mit einem ausgeglichenen Temperament bessere Voraussetzungen haben, von Erwachsenen als positiv und umgänglich wahrgenommen zu werden. Hinzukommen Fähigkeiten zur Kommunikation, Selbstständigkeit und praktische Problemlösung.
Weitere Schutzfaktoren wie ein realistisches Selbstbild, ein positives Selbstwertgefühl und das Gefühl der Selbstwirksamkeit sowie intellektuelle Fähigkeiten und flexible Bewältigungsstrategien liegen beim Individuum und bilden die Grundlage für Resilienz. Zusätzlich kann auch das familiäre Umfeld Schutzfaktoren bieten. Dazu gehört die enge und sichere Bindung zu mindestens einer Bezugsperson, die feinfühlig und respektvoll mit dem Kind in Kontakt tritt. Ein Erziehungsstil, der von Aufmerksamkeit, Anerkennung und vertrauensvoller Zuwendung geprägt ist, ermöglicht dem Kind, Widerstandskraft zu entwickeln.
Das soziale Umfeld wird als dritter Bereich benannt, aus dem Schutzfaktoren für Kinder hervorgehen können. Somit kann jede Fachkraft im pädagogischen Alltag die seelische Widerstandsfähigkeit von Kindern fördern und somit womöglich den Ausgleich zu den eventuell nicht vorhandenen Schutzfaktoren durch Familie und Individuum schaffen.
Wie können Fachkräfte Resilienz fördern?
„Mit einer Kindheit voll Liebe kann man ein halbes Leben hindurch die kalte Welt aushalten.“ (Jean Paul)
Kinder verbringen häufig die Hälfte ihres Tages in Einrichtungen wie Kita oder Schule und bauen dadurch mitunter feste Bindungen zu den Pädagog*innen auf. Ein stabiles Beziehungsangebot, welches unterstützend, fördernd und fordernd ist, bildet eine gute Grundlage in der Resilienzförderung.
Als Pädagog*in ist es unsere Aufgabe, Kinder zu ermutigen, ihre Gefühle zu zeigen und sie zu verarbeiten, sich zu entfalten und Interessen und Hobbys zu entwickeln. Des weiteren sollten wir das Gefühl der Selbstständigkeit unterstützen, indem wir Verantwortung übertragen und den Kindern zutrauen, Dinge allein zu können. Durch geeignete Spiele und Übungen können wir mit den Kindern Konfliktlösefähigkeiten anregen und fördern. Grundlegend sollten wir dem Kind eine Umgebung der Anerkennung und Geborgenheit bieten.
Folgende Bücher geben Anregungen zu passenden Übungen und sind in der Fachbibliothek im Luch-Labor zu finden: