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Die Profis vom Pfefferwerk

13.01.2021

Ein Bericht von C. Diller

 

In den Sommerferien und auch Herbstferien dieses denkwürdigen Jahres kam die „Schule von oben“ – die Mädels vom Pfefferwerk – in die Werkstatt. Die Keramik-Werkstatt teilt sich das Gebäude nicht nur mit vielen Ateliers, sondern eben auch der „Freien Grundschule Pfefferwerk“.

Die Kinder kennen die Tür der Werkstatt von ihrem Weg zum Pausenhof. Einige haben auch schon mal hinein gespäht, aber erst im Sommer ging es richtig los mit dem Erkunden. Innerhalb von zwei Wochen kamen an vier Terminen zwei Gruppen von Kindern. Aber sie kamen nicht einfach, um mal etwas auszuprobieren, nein – was und wofür es gemacht werden soll, das stand von vornherein fest. Denn es gibt neben dem großen, auch von Eltern zugänglichen Pausenhof, noch einen weiteren Hof – ein Innenhof, verborgen und versteckt. Er ist ganz den Kindern vorbehalten, die dort schalten und walten können, wie sie möchten. Neben dem Höhlenbau und diversen Forschungs- und Spielprojekten brauchen die Kinder immer wieder eine große Anzahl von Gefäßen jeglicher Art. Um etwas zu transportieren, oder auch um darin Steine zu Sand zu zermahlen (eine der Lieblingsbetätigungen, wie mir eine Erzieherin versicherte). Genau diese Gefäße sollten nun also entstehen. Denn das Mahlen zerkleinert nicht nur den Stein, sondern bringt irgendwann auch das Gefäß selbst zum verschwinden. Alle Kinder sollten diese Gefäße am Ende benutzen dürfen: Gemacht von einigen wenigen, aber dann da für alle.

An Schalen, Tellern und Schüsseln kann man ganz nebenher auch die Keramik ganz gut erlernen. So ergab sich das Eine aus dem Anderen und nach kurzen Einführungssequenzen arbeiteten die Gruppen munter und selbstständig drauf los. Nur weil es viel zu schaffen gab, litt darunter aber weder die Qualität, noch die Ambitionen. Nicht die kleinen Gefäße waren es, an die sich die Kinder heran wagten – nein, je größer, desto besser. Leider setzte die Zeit dem eine Grenze, sonst wären einige Vasen oder Schüsseln wahrscheinlich wirklich fast in den Himmel hinaus gewachsen. Aber selbst vier Stunden vergehen wie im Flug und zwei Wochen manchmal sogar noch schneller.

Denn obwohl jedes Kind ein besonders gelungenes Stück für sich behalten und noch extra glasieren konnte, war offensichtlich, dass bei einigen der Appetit auf Keramik nur geweckt und bei weitem nicht gestillt war. So vereinbarten wir gleich im Sommer den Termin für die Herbstferien. Diesmal nur eine Woche, aber die Arbeit war umso intensiver. Denn jetzt waren es nur die Profis, die an den Werkbänken saßen. Jene Mädels, die schon im Sommer völlig zeitvergessen und versunken gearbeitet haben und nicht mehr aufhören wollten. Dass sie lange genug gewartet haben, merkte man vom ersten Augenblick. Sobald der Ton sozusagen frei gegeben war, fing eine jede ihr Projekt an, das sie sich schon lange im Voraus überlegt hatte. Nicht nur mussten schon wieder neue Gefäße für den Hof her, auch hatten sich einige private Projekte angesammelt: wie die Fotos verraten, sind die großen Themen unserer Zeit auch nicht an den Kindern vorbei gegangen.

Wir Erwachsenen hatten während der beiden Veranstaltung eigentlich nur eine Aufgabe: die Kinder mit Engelszungen zu überreden, doch vielleicht mal eine Pause zu machen oder aufzuhören, da man jetzt nun wirklich schon weit genug über die Zeit ist – kurzum: wir Erwachsenen erlebten eine Art Glückszustand des Lehrens: Kinder, die in ihrem Tun gänzlich aufgehen, lernen, helfen, interessiert an neuem sind und sich selbst organisieren und ermutigen. So hat es in diesem Jahr natürlich weniger Veranstaltungen in der Werkstatt geben können. Aber die, welche stattfinden konnten waren dafür umso fruchtbarer.

So bleibt nur zu hoffen, dass die Kinder eifrig weiter Stein zermahlen, auf das der Bedarf an
Keramik hoch bleibt und die Profis wieder ihren Platz in der Werkstatt einnehmen werden.

 

Ein Blick in unsere Bildergalerie lohnt sich!


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